Trogen, Kinderdorf Pestalozzi. Foto/Photo: TES.

Das Kinderdorf Pestalozzi

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi in Trogen (Kanton Appenzell Ausserrhoden) wurde 1946 gegründet und ist seit 1982 auch im Ausland aktiv. In 13 Ländern auf vier Kontinenten erreichen die Bildungsangebote jährlich über 150.000 Kinder und Jugendliche.

Den Hintergrund für die Idee, ein Kinderdorf aufzubauen, bildete das Flüchtlings- und Kinderelend während des Zweiten Weltkriegs. Ziel des Kinderdorfes war, kriegsgeschädigten Kindern aus ganz Europa ein Obdach und eine neue Heimat zu bieten.

Der Philosoph Walter Robert Corti (1910-1990), Redakteur der Kulturzeitschrift Du, lancierte in der Ausgabe vom August 1944 einen Aufruf zur Gründung eines Dorfes, in dem 8.000 elternlose Kinder ein Zuhause finden und im Geist ‘weltumspannender Freundschaft’ erzogen werden sollten.

Achtzehn Freunde schlossen sich zu einem Aktionskomitee mit dem Ziel zusammen, die Kinderdorf-Idee zu verwirklichen. Das Komitee entschloss sich für den Bau von Kinderhäusern und eines Kinderdorfes von 15 bis 30 Wohneinheiten.

Die Gemeindeversammlung von Trogen beschloss am 3. März 1946 einstimmig, der Vereinigung Kinderdorf Pestalozzi die Liegenschaft Grund mit den darauf stehenden Gebäuden als Bauland abzutreten. Das Gelände umfasst ca. 4.5 Hektar. Der Grundstein des Kinderdorfs Pestalozzi wurde am 18. April 1946 gelegt.

Im Zeitraum zwischen 1946 und 1947 sollten Kinderhäuser, Gemeinschaftseinrichtungen und ein Werkstattgebäude entstehen. Die Bauarbeiten begannen am 2. Mai 1946. Die ersten Häuser wurden von Freiwilligen aus ganz Europa errichtet und das Dorf entstand Schritt für Schritt.

Die Kinder wurden älter und Ende der 1950er Jahre bestand der Bedarf nach einem Oberstufenschulhaus für 13- bis 15-jährige Schüler*innen. Diese Schulanlage wurde 1960 fertiggestellt. Der Kultraum oder das Andachtshaus wurde 1967 errichtet. Das Andachtshaus, ein Geschenk des britischen Königshaus,  sollte für alle Religionen und Konfessionen offen stehen.

Das Kinderdorf und seine Appenzeller, konstruktive, moderne und Kirchenbauten- Architektur bilden heute eine in sich schlüssige Siedlungsform.

Der Denkmalwert des Kinderdorfes Pestalozzi besteht heute in seiner architekturhistorischen Bedeutung und in seiner Eigenschaft als Zeuge von Reformpädagogik und humanitärer Hilfe in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg.

(Quelle: U. Habegger, Das Kinderdorf Pestalozzi, GSK Bern, 2020; https://75jahre.pestalozzi.ch).

 Korrektorin: Melinda Fechner