Genève, Le Mur des Réformateur. Photo/Foto: TES

Die Mauer der Reformatoren

Diese Mauer (le mur des Réformateurs) in Genf wurde 1909 zum Gedenken an den 500. Geburtstag von Jean Cauvin (1509-1564), besser bekannt als Jean Calvin, errichtet. Calvin floh 1535 aus Frankreich in das relativ tolerante Basel, die Heimatstadt des damals todkranken Desiderius Erasmus (1467-1536).

Basel war in den Jahren 1527-1529 unter der Leitung des Reformators Johannes Oekolampad (1482-1531) zum evangelischen Glauben übergetreten. Erasmus floh 1529 wegen der Reformation aus Basel und ging ins katholische Freiburg (Baden). Kurz vor seinem Tod kehrte er in sein geliebtes Basel zurück, um 1536 im protestantischen Münster seine letzte Ruhestätte zu finden.

Es ist weder bekannt noch wahrscheinlich, dass Calvin Erasmus begegnet ist. Calvin veröffentlichte  1536 in Basel seine „Institution de la religion chrétienne“. Wenig später reiste Calvin nach Genf, das 1536 ebenfalls protestantisch geworden war.

In dieser Stadt arbeitete er mit dem Reformator Guillaume Farel (1489-1565) zusammen. Farel war die treibende Kraft des Protestantismus im damals katholischen französischen Fürstentum Neuenburg.

Calvin war jedoch zu dogmatisch für die Genfer Behörden, und er ging ins protestantische Strassburg (damals noch eine unabhängige Reichsstadt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation). Calvin war dort Pfarrer für protestantische französische Flüchtlinge.

Im Jahr 1541 kehrte er nach Genf zurück, um von dort aus die calvinistische Lehre zu verbreiten. Innerhalb weniger Jahre machte er Genf zu einem protestantischen „Jerusalem“, zu einer heiligen Stadt der Reformation.

Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Schriften in lateinischer und französischer Sprache, gründete die Akademie für Prediger, die Vorläuferin der heutigen Universität, und das Auditorium Calvin. Die Stadt wuchs von 10 000 Einwohnern im Jahr 1535 auf über 23 000 im Jahr 1562.

Und er stand vor allem in ständigem Konflikt mit anderen frühen protestantischen Theologen und Reformatoren, darunter Martin Luther (1483-1546) und Sebastian Castellio (1515-1563). Calvin war ein dogmatischer Scharfmacher und nicht tolerant, wie eine aktuelle Ausstellung in der Universitätsbibliothek Basel zeigt.

Der Calvinismus wurde auch zur vorherrschenden Religion in der Utrechter Union der Sieben Vereinigten Provinzen und blieb dies über Jahrhunderte. Aus diesem Grund hat Willem de Zwijger einen namentlichen Ehrenplatz auf der „Mur des Réformateurs“. Er befindet sich in Gesellschaft der vier wichtigsten Calvinisten, die in der Mitte abgebildet sind: Jean Calvin, Guillaume Farel, Théodore de Bèze (1513-1605) und John Knox (1513-1572).

Weitere Figuren auf der mehr als 100 Meter langen Mauer am Fusse der alten Stadtmauer sind von links nach rechts: Gaspard de Coligny (1519-1572), Friedrich-Wilhelm von Brandenburg (1620-1688), Roger Williams (1603-1684), Oliver Cromwell (1599-1658) und Etienne (István) Bocskai (1557-1606).

Die Mauer beginnt in der linken Ecke mit dem Hinweis auf das offizielle Datum der Reformation am 21. Mai 1536, einem Beschluss des Stadtrats und der stimmberechtigten Bürger der Stadt. Die Mauer endet mit dem Datum 12. Dezember 1602.

In dieser Nacht versuchte Karl-Emmanuel (1562-1630), der katholische Herzog von Savoyen, mit Unterstützung des vertriebenen Bischofs von Genf erfolglos, die Stadt zu erobern. Dieses Ereignis wird wegen der Leitern, die die Angreifer benutzten, „L’Escalade“ genannt. Der 12. Dezember ist darum immer noch ein Feiertag.

Unter all den protestantischen Personen und den Jahreszahlen 1536 und 1602 wird jedoch auch ein englischer König erwähnt, nämlich der Prinz von Oranien, Wilhelm III. (1650-1702), König von England von 1688-1702. Er ist mit seiner Frau Maria Stuart (1662-1694), Königin von England, abgebildet.

Le 13 février 1689 Guillaume Prince d‘Orange et Marie son épouse fille ainée de Jaqcues II appellés au trône d’Angleterre acceptèrent la couronne et la déclaration de droits fondementals de la monarchie constitutionelle. Les Lords et les communes présentent a Guillaume et à Marie la déclaration des droits d’Anglais.

The Lords spiritvall land temporall and commons being now assembled in a full and free representative of this nation doe for the vindicating and asserting their ancient rights and liberties declare: that the pretended power of suspending of laws by regall authority without consent of parlyament is illegall…That levying money without grant of parlyament is illegall…That election of members of parlyament ought to be free. The Bill of Rights.

Korrektorin: Petra Ehrismann

Die Stadt Genf anno 2022