Simplon-Dorf. Foto/Photo: TES

Simplon-Dorf, Gondo und der Pass

Der Simplonpass wurde bereits in der Römerzeit als Handelsweg und für den Personenverkehr genutzt. Der Pass und das Dorf erleben im 12. und 13. Jahrhundert ihre erste Blütezeit. Die jährlichen Jahrmärkte in der französischen Champagne, unter anderem in den Städten Troyes, Bar-sur-Aube, Lagny und Provins, zogen viele italienische Kaufleute aus der Lombardei an.

Der kürzeste Weg führte über den Simplonpass. Ab dem 14. Jahrhundert nimmt die Bedeutung dieser Märkte jedoch ab. Der wirtschaftliche Schwerpunkt verlagert sich auf die Hansestädte nach Lyon und Flandern.

Der Grosse Sankt Bernhard wurde zum wichtigsten Pass. Der St. Gotthard-, der Lukmanier-, der Splügen- und der Septimerpass wurden zu viel befahrenen Strassen, insbesondere nachdem die Eidgenossenschaft im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert italienische Gebiete erobert hatte.

Im 17. Jahrhundert war Kaspar von Stockalper, le roi du Simplon, der Fugger der Alpen, der Initiator eines neuen Handels- (und politischen) Reiches, das ein Handelsmonopol zwischen Genf und Mailand besass.

Er benutzte den Simplonpass als Transitstrecke. Ausserdem initiierte er auch den ersten Postdienst über den Simplonpass. Daran erinnert der Stockalperturm in Gondo und das Ecomuseum im Simplon-Dorf. Im folgenden Jahrhundert verlagerte sich der Nord-Süd-Handel wieder hauptsächlich auf andere Pässe.

Der Stockalperturm

Nach der Eroberung der Eidgenossenschaft im Jahr 1798 und der Gründung der Helvetischen Republik (1798-1803) beschloss Napoleon im Jahr 1800, eine neue Strasse über den Simplon zu bauen, um Kanonen und die Armee in die Lombardei (im Besitz von Österreich-Habsburg) zu bringen.

Diese Strasse wurde 1805 fertiggestellt und war für die damalige Zeit eine technische Meisterleistung. Napoleon perfektionierte auch den Postverkehr über den Simplonpass. Daran erinnert unter anderem das von Napoleon erbaute Postamt in Simplon-Dorf. Das Museum in der Alten Kaserne am Beginn der Gondoschlucht erzählt von dieser Geschichte.

Nach dem Fall Napoleons wurden der Simplonpass und Simplon-Dorf zu einer Touristenattraktion. Die schöne Natur, die Berglandschaft, die Nähe zu den Gletschern und die Grand Tour von Dichtern, Schriftstellern und Wissenschaftlern machten das Dorf und den Pass immer berühmter. Diligences fuhren hin und her, die beiden Hospize auf dem Simplonpass und die Gaststätten in Simplon-Dorf und Gondo machten gute Geschäfte.

Am Ende der Route über den Simplon und die Gondo-Schlucht, im Dorf Gondo, kam es um 1870 zu einem Goldrausch, wie er damals im (wilden) Westen Amerikas herrschte. Kaspar von Stockalper war zwei Jahrhunderte zuvor der Initiator der ersten Goldminen (der Stockalpermine) gewesen.

Nach 1870 wurden sogar internationale Unternehmen mit Sitz in Paris gegründet. Die erste Telegrafenverbindung in der Schweiz meldete täglich Funde an die Leitung in Paris. Auch dieser Goldrausch hielt nicht lange an, aber die Goldminen sind heute noch zugänglich (Führungen).

Bis heute kann man sein Glück versuchen, im Bach Gold zu finden. Die Gondo-Vreneli, die Goldmünzen der Schweizerischen Nationalbank aus den Jahren 1893, 1895 und 1897, sind der Beweis, dass tatsächlich Gold gefunden wurde.

Danach beruhigte sich die Lage in Gondo wieder, bis am 14. Oktober 2000 eine Lawine das Dorf mit seinen rund 100 Einwohnern zerstörte. Die Schweizer Aktion „Glückskette“ ermöglichte jedoch einen schnellen Wiederaufbau.

Heute ist Gondo nicht nur das Ende des Kantons Wallis und der Schweiz, sondern auch der Ausgangspunkt für Wanderungen in der Gondoschlucht, der Via Stockalper (von Gondo nach Brig) und nach Domodossola in Italien.

Stockalper Hospiz, Simplonpass.

Die letzte Postkutsche, Simplon-Dorf 1906. Ecomuseum Simplon

Simplon-Dorf hat den Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels (1882) und des Simplontunnels (1906) erfolgreich überstanden. Zwar war der Pass danach für den Güter- und Personenverkehr nicht mehr von grosser Bedeutung, doch die Modernisierung der Strasse für den Autoverkehr im Jahr  1906, der Anschluss an das Postauto-System ab 1919, die Aufnahme ins schweizerische Strassennetz 1960, die Anerkennung des Stockalperwegs als Strasse von nationaler historischer Bedeutung, die Natur, das Ökomuseum Simplon und die vielen touristischen Angebote bieten dem Dorf neue Existenzmöglichkeiten.

Bau und Eroffnung Simplontunnel 1906. Ecomuseum Simplon

Quelle und weitere Informationen: Gemeinde Simplon Dorf (gemeinde-simplon.ch)

Korrektorin: Petra Ehrismann