Chur. Die Kathedrale. Foto/Photo: TES

Die Stadt und das Bistum Chur

Die Geschichte der Stadt Chur (Kanton Graubünden) reicht bis in die Zeit um 11’000 vor Christus zurück. Das Gebiet war bereits in prähistorischer Zeit besiedelt. Als die Römer das Gebiet zwischen 15 und 13 v. Chr. eroberten, lebten in dieser Region rätische Stämme. Chur (Curia) war die Hauptstadt der römischen Provinz Raetia Prima.

Die Anfänge des Bistums Chur gehen auf das 4. Jahrhundert zurück. Chur (Curia) ist eine der ersten christlichen Städte der Schweiz und eine der ersten Diözesen nördlich der Alpen. Der erste bekannte Bischof war Asinio, der in einem Dokument aus dem Jahr 451 erwähnt wird. Aus dieser Zeit stammen die erste Burg und die erste Kirche an der Stelle des heutigen Bischofskomplexes.

Die Grösse des Bistums entsprach der römischen Provinz Raetia prima und erstreckte sich auf den heutigen Kanton Graubünden, (das Fürstentum) Liechtenstein, Teile Österreichs (Vorarlberg und Tirol) und Italiens (Südtirol oder Vinschgau). Das Gebiet der Diözese wurde im Mittelalter Churrätien oder Rätien genannt.

Bischof Tello war der letzte Nachkomme der rätischen Herrscherfamilie der Zakonen oder Viktoriden. Er erbaute im 8. Jahrhundert die sogenannte Tellokirche. Die heutige spätromanische Kirche wurde nach 120-jähriger Bauzeit auf den Grundmauern dieser Kirche erbaut und am 19. Juni 1272 geweiht.

Die Diözese Chur gehörte bis 843 zum Erzbistum Mailand. Nach dem Vertrag von Verdun im Jahr 843 (Teilung des Karolingerreiches in drei unabhängige Königreiche) unterstand das Bistum bis 1803 dem Erzbistum Mainz.

Unter den karolingischen Herrschern und den Kaisern des Heiligen Römischen Reiches in der Zeit von 800 bis 1300 gewann der Bischof zunehmend an politischer und wirtschaftlicher Macht. Ab 1299 wurde ihm auch die Gerichtsbarkeit über Chur und die umliegenden Dörfer verliehen. Mit dem Ende des Mittelalters begann jedoch seine weltliche Macht zu schwinden. Die Bürger der Stadt waren schon seit einiger Zeit mit dem Bischof zerstritten.

Sie versuchten, die Rechte und Einnahmen der Stadt für sich zu behalten. Kaiser Friedrich III. (1415-1493) gewährte der Stadt 1464 die konstitutionelle Unabhängigkeit von der bischöflichen Herrschaft.

Regierungsgebäude des Kantons seit 1803

Obelisk, Monument der Drei Bünde

Die neue Verfassung der Stadt (1465) basierte auf den fünf Zünften (Weber, Schuster, Schneider, Schmiede, Bäcker). Diese Zunftverfassung übertrug die politische Macht vom Bischof auf die Zünfte. Mit der Reformation zu Beginn des 16. Jahrhunderts ging der politische Einfluss des Bischofs weiter zurück.

Während der Französischen Revolution und den napoleonischen Feldzügen wurde Graubünden ab 1798/99 zum Kriegsschauplatz. Chur war abwechselnd in französischer und österreichischer Hand.

Seit 1803 ist Graubünden ein Kanton der Schweizerischen Eidgenossenschaft.  Nach anfänglicher Konkurrenz durch Ilanz (Hauptort des Grauen Bundes) und Davos (Hauptort des Zehngerichtenbundes) konnte sich Chur (Hauptstadt des Gotteshausbundes) als Kantonshauptstadt durchsetzen.

Die Diözese ist seit 1803 direkt dem Vatikan unterstellt. Die österreichischen Gebiete (Vorarlberg und Tirol) wurden 1816 von der Diözese Chur abgetrennt und den beiden Diözesen Brixen und Trient zugeordnet. Damit endete eine 1 300-jährige Kirchengeschichte.

Nach der Abtrennung dieser Gebiete war die Fläche des Bistums auf den Kanton Graubünden, Teile des Kantons St. Gallen und das Fürstentum Liechtenstein beschränkt. Im Jahr 1819 wurden weite Teile des Bistums Konstanz dem Bistum Chur zugeschlagen. Heute umfasst das Bistum die Kantone Graubünden, Zürich, Schwyz, Obwalden, Nidwalden, Uri und Glarus.

Der Dichter Giachen Caspar Muoth 

Hauptgebäude der Lia Rumantscha

Die Stadt hat heute 15 Mal mehr Einwohner (über 37 000) als vor 200 Jahren. Heute ist Chur eine moderne Stadt mit dem Sitz der Kantonsverwaltung und des Parlaments, dem Hauptsitz der Rhätischen Bahn, mehreren Museen (Rhätisches Museum, Kunstmuseum Graubünden, Domschatzmuseum, Ausstellung der Prähistorie, Fotostiftung Graubünden und Forum Würth), der Lia Rumantscha, Verlagshäusern und verschiedenen anderen kulturellen Institutionen und touristischen Attraktionen.

(Quelle: Historisches Lexicon der Schweiz, J. Simonett, Chur; H. Schlapp, die Kathedrale von Chur, Coire, 2009; R. Kaiser, Churrätien im frühen Mittelalter, Bâle, 2008)

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Impressionen von Chur

 

Von Planta, das Rote Haus, mit Familienwappen

Benedikt Fontana Monument