Samnaun-Dorf, Herbst 2020. Photo/Foto: TES.

Im Zollfrei-Paradies Samnaun gibt es mehr Skianlagen, aber kein Vallader mehr

Das Grenzdorf Samnaun (Unterengadin im Kanton Graubünden) hat einen Sonderstatus. Dessen Geschichte reicht tausend Jahre zurück.

Die erste Erwähnung von Samnaun stammt aus dem Jahr 1089 in einer Urkunde des Herrn von Tarasp. Bauern aus den Dörfern Ramosch und Vna im Unterengadin besiedelten das Tal von Samnaun.

Das fruchtbare Klima ermöglichte Landwirtschaft in einer Höhe von über 1800 Metern (siehe auch die jahrhundertealten Ackerbauterrassen in dieser Region).

Die Neuankömmlinge gründeten die Dörfer Compatsch, Laret, Plan, Ravaisch und Samnaun-Dorf. Jedes dieser Dörfer hat seine eigene barocke oder moderne katholische Kirche, denn im Gegensatz zu den anderen Dörfern des Unterengadins (ausser Rhäzuns und Tarasp) blieb dieses Tal während der Reformation um 1530 katholisch.

Politisch gesehen teilt Samnaun jedoch seine Geschichte mit dem Unterengadin. Auch Samnaun gehörte bis zur Übernahme durch die Habsburger 1363 zur Grafschaft Tirol. 1652 kauften sich alle Dörfer von Habsburg frei (sie gehörten bereits dem Freistaat der Drei Bünde als Teil des von Chur geführten Gotteshausbundes an).

Die beiden anderen Bünde waren der Graue Bund und der Zehngerichte Bund. Ab 1803 wurde das Gebiet Teil des neuen Kantons Graubünden.

Samnaun ist jahrhundertelang eine Zollstadt gewesen. Ab 1848 verlagerte sich die Zollstelle jedoch nach Vinadi und später nach Martina. Samnaun war nur über die Alpenpässe mit dem Unterengadin und somit der Schweiz verbunden.

Im Winter beschränkten sich die Kontakte also auf das Tirol. Aus diesem Grund gewährte die Eidgenossenschaft für Waren aus dem Tirol eine Zollfreizone. Der Bau der Strasse nach Martina und damit ins Unterengadin 1912 änderte an dieser Situation aus praktischen Gründen nichts.

Saumnaun ist immer noch ein ‚hochalpines Shopping-Paradies‘, wie es sich präsentiert. Und tatsächlich besuchen auch viele Grenzgänger aus Österreich das „zollfreie Paradies“ auf 1 800 Metern Höhe.

Martina

Der beliebte Wintersportort Ischgl in Österreich ist nicht weit entfernt. In Spitzenzeiten halten sich rund 20 000 Touristen in und um Ischgl auf, die oft in Samnaun einkaufen.

Der Ort hat aber noch einen weiteren Trumpf. Während in anderen Regionen der Schweiz die Skigebiete kürzer geöffnet sind oder sogar wegen Schneemangels geschlossen werden, baut das Dorf sein Skiangebot sogar noch aus.

Die meisten Pisten liegen auf einer (relativ) schneesicheren Höhe zwischen 1800 und 2900 Metern und zudem ist das Gebiet mit Ischgl verbunden. Mit mehr als 240 Pistenkilometern ist die Region eines der größten Skigebiete der Alpen.

Heute ist Samnaun nicht nur für seine Wintersportanlagen, die wunderbare Natur und das zollfreie Paradies bekannt. Die Nähe zu Ischgl hat auch eine ‚Schattenseite‘: in Samnaun spricht man heute Tiroler Dialekt. Das bündnerromanische Vallader hört man nicht mehr.

(Quelle und weitere Informationen: www.samnaun.ch)

Korrektorin: Petra Ehrismann