Brig, Stockalperschloss. Foto/Photo: TES.

Das Stockalperschloss

Kaspar Stockalper von Thurm (1609-1691) erbaute dieses Schloss in den Jahren 1658-1678 neben seinem Wohnsitz in Brig (Kanton Wallis).

Er war der reichste Bankier, Kaufmann und Unternehmer im Wallis und auch einer der einflussreichsten Politiker und Diplomaten. Er wird auch der Fugger der Alpen genannt.

Das Schloss ist eines der grössten Barockbauten der Schweiz. Bemerkenswert sind die Merkmale der Renaissance und die drei Türme des Komplexes. Er gab den drei Türmen die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar, eine Anspielung auf die drei Könige, die den neugeborenen Jesus besuchten. Aus diesem Grund lautet der andere Spitzname „König der Alpen“.

Brig war katholisch und gründete 1673 das Ursulinenkloster neben dem Schloss. Dieses Kloster existiert noch immer. Das Kollegium Spiritus Sanctus, eine Jesuitenkirche und -schule, die 1662 auf dem gegenüberliegenden Hügel errichtet wurde, geht ebenfalls auf seine Initiative zurück.

Brig (und Naters auf der anderen Seite der Rhone) liegen am Fusse des Simplonpasses. Die Strasse dorthin verlief neben dem Schloss. Das war kein Zufall. Die Burg kontrollierte den Transitverkehr über den Simplon, der auch ein lukratives Geschäft war.

Seine Kontakte reichten bis zu den wichtigsten europäischen Höfen, Königen, Kaisern und dem Vatikan. Sein Handelsimperium erstreckte sich auf das Mittelmeer und die (protestantische) Republik der Sieben Vereinigten Provinzen. Er handelte aber auch mit den spanischen Habsburgern, die damals in den Achtzigjährigen Krieg mit der Republik verwickelt waren.

Er erhielt die höchsten Ehren- und Adelstitel von französischen, österreichischen und spanischen Fürsten und dem Vatikan. Schliesslich war er auch ein gläubiger Katholik in der Zeit der Religionskriege. (Einschliesslich des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) und der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685.)

Er wurde so mächtig, dass ihn die Herrscher von Leuk, Visp, Sitten und Siders (vier der sieben Zenden oder Zehnden) 1679 aus dem Wallis vertrieben und einen grossen Teil seines Vermögens einbüssten. Im Jahr 1685 konnte er durch die Vermittlung seiner mächtigen europäischen Freunde zurückkehren.

Er war einfach eine Nummer zu gross für das Oberwallis. (Die anderen drei Zenden waren Brig, Raron und Goms.) Oberwallis regierte von 1512-1536 bis 1798 das französischsprachige Unterwallis als Untertanengebiet (territoire sujet).

Kaspar Stockalper von Thurm gab Brig jedenfalls für immer den Anschein einer (katholischen) Königsresidenz.

Heute beherbergt das Schloss ein Museum mit der Geschichte des Simplonpasses und des (Post-)Verkehrs sowie der Familie Stockalper.

Quelle: Bernhard Truffer, Historisches Lexikon der Schweiz, Wallis, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007396/2018-01-11).

Korrektur: Melinda Fechner