Jost Vital Troxler (1827-1893), Louis Wyrsch, Alias “Borneo Louis”. Collectie en foto Museum Nidwalden, Stans.

Das Söldnerwesen und Borneo Louis

Von der Mitte des fünfzehnten bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts waren die Soldaten der Eidgenossenschaft das begehrteste Exportprodukt.

Das Ansehen des Kampfgeistes, des Mutes und der Bewaffnung dieser Söldner stieg nach den Niederlagen, die sie den mächtigsten Heeren zufügten, in ungeahnte Höhen: Habsburg 1315, 1386, 1415, 1460 und 1499 und das mächtige Herzogtum Burgund 1474-1477.

Ohne die Eidgenossen wäre das Königreich Burgund vielleicht entstanden und das damals machtlose Königreich Frankreich wäre vielleicht nur eine kurze Episode in der Geschichte geblieben.

Auf jeden Fall dienten zu  dieser Zeit schätzungsweise eineinhalb Millionen (!) Schweizer Soldaten Königen, Kaisern, Herzögen, Päpsten, Republiken und anderen Herrschern.

Die Schweizergarde im Vatikan ist ein Relikt aus dieser Zeit. Das Löwendenkmal von Luzern erinnert an die Schweizergarde des französischen Königs Ludwig XVI. Die meisten von ihnen überlebten den Angriff auf den königlichen Palast der Tuilereëien im Jahr 1792 nicht.

Das System war einfach und effektiv. Prominente Familien unterhielten Kontakte zu ihren Gönnern in Europa und erhielten großzügige Entschädigungen, oft über Generationen hinweg.

Der einfache Soldat, oft aus bäuerlichen Verhältnissen stammend, erhielt seinen (mageren) Sold und kehrte mit etwas Glück mit Beute in sein Dorf zurück. Nur wenige wurden in diesem gefährlichen Beruf reich. Viele blieben in den Ländern ihrer Gönner oder überlebten nicht.

Die Verfassung von 1848 verbot diesen lukrativen Beruf, denn dazu war er geworden. Nicht so sehr für den einfachen Soldaten, sondern vor allem für die Familien, die die Soldaten rekrutierten.

Zudem entwickelte sich die Schweiz nach 1848 rasch von einem Auswanderer- zu einem Einwanderungsland. Auch die ländlichen Kantone in der Mitte und im Osten des Landes, die wichtigsten Lieferanten der Söldner, verloren durch den Aufstieg von Industrie, Tourismus, Handel und der Neuen Welt, Amerika, an Interesse.

Der Kanton Nidwalden in der Zentralschweiz lieferte jahrhundertelang zahlreiche Söldner. Das Schicksal der meisten von ihnen ist unbekannt.

Es gibt jedoch Einzelpersonen aus bekannten Familien, so unter anderem Louis Wyrsch, Borneo Louis. Er diente als Offizier in der niederländischen Kolonialarmee und machte sich einen Namen und ein Vermögen.

Das Söldnerwesen war auch in der Schweiz immer umstritten. Während der Reformation war es sogar ein wesentlicher Gesichtspunkt, unter anderem für den Zürcher Reformator Huldrych Zwingli (1484-1531).

Bereits 1530 sprach er sich aus moralischen und religiösen Motiven für ein Verbot aus. Schweizer Söldner kämpften oft gegeneinander. Dies wurde als unmoralisch und als Verschwendung von Humankapital angesehen.

Das Historische Museum Nidwalden in Stans präsentiert eine gut dokumentierte Ausstellung zu den moralischen, wirtschaftlichen, organisatorischen und persönlichen Facetten des Nidwaldner Söldnerwesens.

Die Ausstellung vermittelt auch einen guten Eindruck von diesem Phänomen in anderen Kantonen.

(Quelle: Historisches Museum Nidwalden, nidwaldner-museum.ch).

Korrektorin: Melinda Fechner