Basel am 27. Januar 2023, die Ankunft von Vogel Gryff in der Rheingasse. Foto/Photo: TES.

Vogel Gryff, Leu und Wild Maa

Piccoloflöten, Trommeln und Marschmusik sind in Basel quasi synonym zur Fasnacht (in diesem Jahr vom 19. bis zum 21. Februar), aber die Tradition, die jährlich am 13., 20. oder 27. Januar mit Trommeln im Kleinbasel geehrt wird, hat einen anderen Ursprung:.

Drei Ehrengesellschaften mit jahrhundertelanger Tradition begrüssen ihre Figuren Vogel Gryff, Leu und Wild Maa. Die Tradition reicht Jahrhunderte zurück, als Kleinbasel und Grossbasel noch zwei verschiedene, durch den Rhein getrennte Städte waren. Im Jahre 1225 wurde die (hölzerne) Rheinbrücke gebaut, die erst 1905 durch die heutige Mittlere Brücke ersetzt wurde.

Diese Brücke führte zu einem grossen Wachstum des Handels und der wirtschaftlichen Prosperität in Kleinbasel, was dazu führte dass Rudolf I. 1285 Kleinbasel das Stadtrecht genehmigte.

Wandmalerei in Kleinbasel

In den folgenden Jahrzehnten organisierten sich prominente Bürger in drei Gesellschaften: die Ehrengesellschaft zum Rebhaus wurde 1304 erstmals erwähnt mit dem Leu (Löwe), die Ehrengesellschaft zur Hären mit dem Wilden Maa (wilden Mann), welche 1384 erstmals erwähnt wurde, und die Ehrengesellschaft zum Greifen mit Vogel Gryff (1409 erstmals erwähnt).

Diese Gesellschaften waren keine Zünfte, sondern vereinigten Bürger, die die Interessen des Kleinbasels vertraten und unter anderem Aufgaben der Bewachung der Stadtmauern übernahmen. Einmal im Jahr präsentierten sie auf einem Marsch durch die Stadt die Waffen.

In dieser Hinsicht gibt es eine Parallele zur Fasnacht, denn auch sie ergibt sich aus der jährlichen Präsentation von Waffen durch die Schützen.

Am 13., 20. oder 27. Januar organisierten sie ihren eigenen Marsch. Seit 1839 tun sie dies zusammen mit wechselnden Terminen, wobei jeweils eine der Gesellschaften den Vorsitzenden stellt. In diesem Jahr findet Vogel Gryff unter dem Vorsitz der Der Ehrengesellschaft zur Hären am 20. Januar statt.

Der Tag beginnt mit der Fahrt des Flosses mit Wilden Mann bei der kleinen Fischerhütte ‚Wild Maa-Horst‘. Die Kanoniere auf dem Floss geben mittlerweile Schüsse ab. Vogel Gryff und Leu grüssen Wilde Maa beim Café Spitz/ Hotel Merian in der nähe der Mittlere Brücke. Das Floss fährt weiter bis zum Museum Kleines Klingental.

Die drei Figuren präsentieren sich dann den ganzen Tag bis 23.00 Uhr in rituellen Tänze vor Würdenträgern und Einwohnern des Kleinbasels, wobei sie immer Grossbasel den Rücken zukehren, auch beim Käppelijoch auf der Mittlere Brücke.

Es ist ein intensiver Anlass, denn er findet an rund 40 verschiedenen Orten für verschiedene Personen statt. Drei Fahnenträger, Trommler und vier Narren, auch Ueli genannt, begleiten Vogel Gryff, Wilde Maa und Leu.

Die Mitglieder der drei Gesellschaften (150 pro Gesellschaft) nehmen am Nachmittag ein gemeinsames Mahl ein, das Gryffemähli.

Die Trennung vom Grossbasel wird in dieser Tradition strikt eingehalten. Der Umzug geht genau bis zur Hälfte der Mittleren Brücke und die Figuren wenden sich immer in Richtung von  Kleinbasel und kehren so dem Grossbasel den Rücken zu,  In der Grossbasler Kathedrale wird aber das Wappen der drei Gesellschaften auf Fenstern dargestellt.

Bis spät in den Abend marschieren die drei Figuren, Fahnenträger, Trommler und Ueli durch Kleinbasel.

(Quelle und weitere Informationen: www.vogel-gryff.ch)

Das alte Kostüm (bis 2015) von Vogel Gryff. Über 40 Kilogramm schwer ist das Kostüm. Museum Kleines Klingental

Wandmalerei in Kleinbasel

 Café/Hotel Merian, Kleinbasler Seite

Die Grossbasler Seite

 

Leu und Vogel Gryff. Die Polizisten tragen zur Feier des Tages ihre traditionellen Bobby-Helme

Die Fahnen der drei Ehrengesellschaften auf der Mittlere Brücke